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Geschichte der Informatik an der JKU

Der Fachbereich Informatik der JKU ist Teil der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (TNF) und macht mit seinen über 3000 Studierenden auf Bachelor-, Master- und Doktoratsniveau mehr als die Hälfte der Studierenden an der TNF aus.

Der Fachbereich besteht aus 14 Instituten mit mehr als 35 Professorinnen und Professoren sowie aus 3 LIT Labs und mehreren Christian Doppler Laboren. Er betreibt die beiden Studien Informatik (Computer Science) und Artificial Intelligence auf Bachelor- und Masterniveau und unterstützt auch die Lehre in anderen Fachbereichen.

Die JKU war 1969 die erste österreichische Universität, an der ein Informatikstudium angeboten wurde. 2019 war sie abermals die erste österreichische Universität, an der Artificial Intelligence als eigenes Studium eingerichtet wurde. Die Informatik hat daher an der JKU eine lange Tradition und ist entsprechend ihrer Pionierrolle gut ausgebaut.

Inhalt

1 Zeittafel
   2 Professorinnen und Professoren
      2.1 Prof. Adolf Adam - Gründer der Linzer Informatik
   3 Institute
   4 Studien
      4.1 Informatik
      4.2 Wirtschaftsinformatik
      4.3 Artificial Intelligence
      4.4 Lehramt Informatik und Informatikmanagement
      4.5 Datentechnik
   5 Anfänger- und Absolventenstatistik
   6 Rechner- und Programmierlabors

Zeittafel


Die Anfänge der Linzer Informatik reichen bis ins Jahr 1966 zurück. Im folgenden wird ein kurzer chronologischer Abriss der wichtigsten Ereignisse (vor allem in den Anfängen) gegeben:

1966 Prof. Adolf Adam wird als Statistiker an die neuerrichtete Linzer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften berufen, unter anderem, um die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät aufzubauen. Sein Linzer Informationswissenschaftliches Programm (LIP) bildet die Grundlage der Linzer Informatik.
1967 Im Wintersemester 1967/68 werden vom Institut für Statistik und Datenverarbeitung die ersten Vorlesungen zum Linzer Informationswissenschaftlichen Programm angeboten.
Prof. Ernst R. Reichl beginnt die Planungen zum ersten Rechenzentrum der Universität.
Prof. Adam wird zum Rektor für das Studienjahr 1967/1968 gewählt.
1968 Die Professoren Adolf Adam, Gerhard Derflinger und Hans Knapp konstituieren die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. Prof. Adam wird zum Dekan der neuen TNF gewählt.
Das neue Rechenzentrum der Universität geht unter der Leitung von Prof. Derflinger in Betrieb. Dr. Jörg R. Mühlbacher wird operativer Leiter des Rechenzentrums.
1969 Im Wintersemester 1969/70 beginnt der offizielle Studienbetrieb der Informatik an der TNF. Es wird eine provisorische Studienrichtung Informatik eingerichtet, die ihren Schwerpunkt auf Anwendungen hat. Prof. Adam verfasst seine wegweisende Denkschrift "Informatik".
1970 Prof. Derflinger wird zum Rektor für das Studienjahr 1970/71 gewählt.
1971 Am 29. Juni 1971 wird durch Erlass des Ministeriums das Informatikstudium an der JKU genehmigt. Mit dem darauffolgenden Wintersemester 1971/72 beginnt somit der reguläre Studienbetrieb im Informatikstudium.
Prof. Arno Schulz übernimmt die Leitung des Rechenzentrums.
1977 Am 12. Dezember 1977 wird der TNF-Turm noch vor Abschluss der Bauarbeiten in Betrieb genommen und am 28. November 1978 offiziell eröffnet. Ein Großteil der Informatik-Institute wird dort angesiedelt.
1981 Prof. Ernst R. Reichl wird zum Rektor für die Studienjahre 1981-1983 gewählt.
1984 Abschied von den Lochkartenstanzern. Informatik-Studierende benutzen zur Programmierung ab jetzt Datenerfassungsterminals der Marke Phillips P2000. Der Rechnerbetrieb findet nach wie vor am Großrechner des Rechenzentrums statt.
Im Rahmen einer Kooperation mit Austria Micro Systeme (AMS) wird der erste VLSI-Chip an der JKU entworfen.
1985 Inbetriebnahme des ersten LANs an der JKU für Lehr- und Forschungszwecke.
In Kooperation mit der TU Graz werden die ersten E-Learning-Kurse (auf Basis von BTX) entwickelt.
1987 Die Programmierausbildung im Informatikstudium wird auf Macintosh-Computer umgestellt.
1991 Einführung des Informatikstudiums für Blinde und Sehbehinderte.
1994 Die Programmierlabors werden mit Windows-PCs und 17"-Monitoren ausgerüstet.
1998 Eröffnung des CAVE (Virtual Reality Raum) an der JKU.
2001 Unter Federführung von Prof. Alois Ferscha wird ein Antrag auf Förderung eines Schwerpunkts Pervasive Computing aus der Universitätsmilliarde 2002 gestellt und genehmigt.
2002 Das Informatikstudium wird als erstes Studium der JKU auf das Bologna-konforme Bachelor/Master-System umgestellt.
Das Lehramtsstudium Informatik und Informatikmanagement wird eingerichtet.
2003 Der Wireless Campus der JKU ist Realität.
2006 Das englischsprachige Masterstudium Bioinformatics nimmt seinen Betrieb auf. Es ist dies ein interdisziplinäres Studium zwischen den Studienrichtungen Informatik, Biophysik, Mathematik und Chemie.
Am Institut für Systemsoftware wird das CD-Labor Automated Software Engineering eingerichtet.
2007 Zusätzlich zum Masterstudium Informatik werden drei neue Masterstudien Netzwerke und Sicherheit, Pervasive Computing und Software Engineering eingerichtet.
Prof. Richard Hagelauer wird zum Rektor der JKU gewählt, Prof. Gabriele Kotsis zur Vizerektorin für Forschung und Prof. Friedrich Roithmayr zum Vizerektor für Kommunikation und Außenbeziehungen. 2011 werden sie für weitere 4 Jahre in ihrem Amt bestätigt.
2009 Prof. Gerhard Widmer erhält den Wittgensteinpreis (den höchsten Wissenschaftspreis Österreichs).
2012 Alle Institute des Fachbereichs Informatik übersiedeln zusammen mit der Wirtschaftsinformatik ins Informatikgebäude (Science Park 3). Die Informatik ist somit erstmals unter einem Dach.
2013 Am Institut für Systems Engineering and Automation wird das CD-Labor Monitoring and Evolution of Very Large-scale Software Systems eingerichtet.
Als erstes Mainstream-Studium der JKU wird das Masterstudium Computer Science zur Gänze auf Englisch angeboten. Ein neues Bachelorstudium Bioinformatics wird zusammen mit der Universität Budweis eingeführt.
2015 Prof. Alexander Egyed wird Vizerektor für Forschung. Prof. Alois Ferscha wird Dekan der TNF.
Das Linz Institute of Technology (LIT) wird gegründet.
2016 Die School of Education wird gegründet, die unter anderem auch das Lehramtsstudium Informatik und Informatikmanagement durch eine neue Didaktik-Professur unterstützt.
Prof. Gerhard Widmer erhält einen ERC Advanced Grant für seine Forschungen im Bereich Computational Perception.
2017 Das Masterstudium Computer Science wird um einen neuen Schwerpunkt Data Science erweitert.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Ferscha wird das COMET-K1-Zentrum Pro2Future gegründet. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen der JKU, der TU Graz und Firmen wie Profactor, Fronius und AVL.
Am Institut für Signalverarbeitung wird das CD-Labor Digitally Supported High-Frequency Transceivers for the Future of Mobile Communication Systems eingerichtet.
2019 Am Fachbereich Informatik wird das Bachelor- und Masterstudium Artificial Intelligence eingerichtet. Das Bachelorstudium hat auf Anhieb mehr als 270 Studienanfänger.
Prof. Hanspeter Mössenböck wird zum Vorsitzenden des Senats der JKU für die Jahre 2019-2022 gewählt.
Die JKU-Informatik feiert ihr 50-jähriges Bestehen.
2020 Prof. Gabriele Kotsis wird zur Präsidentin der Association of Computing Machinery (ACM) für den Zeitraum 2020-22 gewählt. Die ACM ist die weltweit größte Informatikgesellschaft mit mehr als 100.000 Mitgliedern.
Am Institut für Netzwerke und Sicherheit wird das CD-Labor Private Digital Authentication in the Physical World eingerichtet.
2021 Am LIT wird das CD-Labor Mastering Variability in Software-intensive Cyber-physical Production Systems eingerichtet.
Prof. Robert Wille erhält einen ERC Consolidator Grant für seine Forschungen im Bereich Design Automation for Quantum Computing, folgt aber leider im gleichen Jahr einem Ruf an die TU München.
2023 Prof. Alois Ferscha wird zum zweiten Mal zum Dekan der TNF gewählt.
2024 Prof. Richard Küng erhält sowohl einen FWF START Award als auch einen ERC Starting Grant für seine Forschungen im Bereich Quantum Computing.

Professorinnen und Professoren


Name Berufung Pensionierung bzw. Weggang
Adolf Adam 1966 1988 (Emeritierung)
Gerhard Bruckmann 1967 1968 (Ruf an die Universität Wien)
Miloš Lánský 1968 1971 (Ruf an die Universität Paderborn)
Gerhard Derflinger 1968 1972 (Ruf an die WU Wien)
Arno Schulz 1971 1994 (Emeritierung)
Franz Pichler 1972 2004 (Emeritierung)
Ernst Rudolf Reichl 1973 1992 (Emeritierung)
Günther Vinek 1973 1976 (Ruf an die Universität Wien)
Peter Rechenberg 1975 1999 (Emeritierung)
Jörg R. Mühlbacher 1976 2012 (Emeritierung)
Paul Stähly 1982 1984 (Ruf/Rückkehr nach St. Gallen)
Roland Traunmüller 1983 2005 (Pensionierung)
Hartwig Thim 1985 1993 (Wechsel zum Fachbereich Mechatronik), 2003 (Emeritierung)
Peter Kopacek 1986 1990 (Ruf an die TU Wien)
Roland Wagner 1987 2017 (Pensionierung)
Jens Volkert 1989 2009 (Emeritierung)
Gerhard Chroust 1992 2007 (Emeritierung)
Helmut Beran 1993 2005 (Pensionierung)
Richard Hagelauer 1993 2019 (Emeritierung)
Gerti Kappel 1993 2001 (Ruf an die TU Wien)
Hanspeter Mössenböck 1994
Max Mühlhäuser 1995 2000 (Ruf an die TU Darmstadt)
Alois Ferscha 2000
Gebriele Kotsis 2002
Armin Biere 2004 2021 (Ruf an die Universität Freiburg)
Gerhard Widmer 2004
Sepp Hochreiter 2006
Alexander Egyed 2008
Volker Strumpen 2009 2016
Oliver Bimber 2009
Mario Huemer 2013
René Mayrhofer 2014
Robert Wille 2015 2022 (Ruf an die TU München)
Harald Pretl 2015
Barbara Sabitzer 2017
Marc Streit 2018
Alois Zoitl 2018
Markus Schedl 2019
Johannes Fürnkranz 2019
Rick Rabiser 2019
Daniel Große 2020
Martina Seidl 2020
Günther Wallner 2021
Stefan Rass 2021

Prof. Adolf Adam - Gründer der Linzer Informatik

Prof. Adolf Adam kam 1966 als Statistiker an die neu gegründete Linzer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, wo er bereits 1967 zum Rektor gewählt wurde und ein Jahr später die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät gründete. In der festen Überzeugung, dass dem "elektronischen Rechenautomaten" die Zukunft gehörte, entwickelte er ab 1966 das Linzer Informationswissenschaftliche Programm (LIP), aus dem sich 1969 die Studienrichtung Informatik entwickelte – die erste in Österreich und auch weltweit eine der ersten ihrer Art.

Prof. Adam war ein Original, über den schon zu Lebzeiten zahlreiche Anekdoten kursierten. Er war Professor an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland, Konsulent der Industrie, Herausgeber, Autor und Querdenker, Rektor und Dekan, Rechenmeister zu Linz, Oberst des österreichischen Bundesheeres, Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Oberkappel, Studienrichtungsvertreter parallel zu seiner Professur, Lebemensch und vieles mehr. Anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 1998 wurde ein Potpourri von Anekdoten gesammelt, das 2019 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Informatik erweitert wurde und ein gutes Bild seiner Persönlichkeit zeichnet (Festschrift und Anekdotensammlung zu Prof. Adolf Adam).

Institute


Die Geschichte der Linzer Informatikinstitute beginnt mit dem Institut für Statistik und Datenverarbeitung, das 1966 an der Sozial-, Wirtschafts- und Rechswissenschaftlichen Fakultät eingerichtet wurde (Vorstand: Prof. Adam). Nach Gründung der TNF wurde dieses Institut zum ersten und einzigen Institut der TNF (Vorstand: Prof. Adam; weitere Professoren: Prof. Knapp, Prof. Derflinger). 1970 wurde es in Institut für Statistik und Informatik umbenannt.

Durch das Wachsen der Informatik kamen neue Institute hinzu, Großinstitute spalteten sich in kleinere Institute auf, andere wurden vereinigt. Heute gibt es im Fachbereich Informatik 14 Institute sowie das gesamtuniversitäre Institut Integriert Studieren, das fachlich ebenfalls zur Informatik gehört.

Am 2015 gegründeten Linz Institute of Technology (LIT) gibt es Forschungslabore, an denen mehrere Informatik-Institute beteiligt sind und die von Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Informatik geleitet werden. Diese Labore sind daher ebenfalls dem Fachbereich Informatik zuzuordnen:

  • LIT Artificial Intelligence Lab
  • LIT Cyberphysical Systems Lab
  • LIT Secure and Correct Systems Lab

Diese Labore sind in der Regel orthogonal zu den Instituten. Sie betreiben aber eigenständige Forschung und bilden Doktorandinnen und Doktoranden aus.

Studien


Informatikinhalte finden sich heute in nahezu allen technischen aber auch in manchen wirtschaftswissenschaftlichen Studien der JKU. Neben den Studienrichtungen Informatik, Artificial Intelligence, Wirtschaftsinformatik und Lehramt Informatik haben besonders die Studienrichtungen Mechatronik, Elektronik und Informationstechnik und Maschinenbau einen hohen Anteil an Informatik-spezifischen Fächern. Die Institute des Fachbereichs Informatik bieten eine nicht unbeträchtliche Menge von Service-Lehrveranstaltungen für diese Studienrichtungen an. Im folgenden wird vor allem die Geschichte des Informatikstudiums an Hand einer chronologischen Abfolge der Studienpläne dargestellt.

Informatik

Bereits vor Einrichtung einer Studienrichtung Informatik konzipierte Prof. Adam das Linzer Informationswissenschaftliche Programm (LIP), das als Vorläufer des Informatikstudiums angesehen werden kann, und verfasste seine wegweisende Denkschrift Informatik. Im Lehrveranstaltungsverzeichnis des Sommersemesters 1969 werden bereits Lehrveranstaltungen im Bereich Datenverarbeitung und Programmierter Unterricht angeboten. Anfangs war das damals für die Genehmigung neuer Studienrichtung zuständige Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung noch skeptisch bezüglich des Bedarfs einer Studienrichtung Informatik an der "Hochschule für Sozialwissenschaften in Linz" und ersuchte um eine weitere Begründung und auch um Klärung hinsichtlich zusätzlichem Personal- und Sachaufwands (siehe Schreiben des Ministeriums). Es gelang den Proponenten, insbesondere den Professoren Adam und Derflinger, die Bedenken zu zerstreuen und so kam es zur erfreulichen Genehmigung. Einen Zeitzeugenbericht über die Anfänge des Informatikstudiums in Linz gibt Prof. Derflinger, Gründungsmitglied der TNF und einer der ersten Linzer Informatikprofessoren.

Im Wintersemester 1969/70 wurde das Studium der Informatik in Linz provisorisch eingerichtet und hatte auf Anhieb 43 Studierende (siehe Pressetext). Es gab einstweilen nur Lehrveranstaltungsverzeichnisse, aber noch keinen offiziellen Studienplan. Im Dezember 1969 nahm die Studienkommission Informatik unter Vorsitz von Prof. Derflinger ihre Arbeit auf.

Provisorischer Studienplan 1970

In der 9. Sitzung vom 1. Juli 1970 fixierte die Studienkommission einen ersten Studienplan, für dessen zweiten Studienabschnitt neben einem Grundlagenzyklus die Wahl zwischen den beiden Zweigen Sozial- & Wirtschaftsinformatik und Bildungsinformatik vorgesehen war. Während der Grundlagenzyklus aus dem Kernbereich der Informatik für den kommissionellen Teil der zweiten Diplomprüfung für alle verpflichtend war, konnte der zweite Teil dann entweder in Bildungsinformatik oder in Sozial- & Wirtschaftsinformatik abgelegt werden.

Aus den Lehrveranstaltungsverzeichnissen ( WS69, SS70, WS70, SS71, WS71, SS72) ist ersichtlich, dass das Angebot an Lehrveranstaltungen rasch wuchs. Neben vertrauten Lehrveranstaltungen wie Programmieren elektronischer Datenverarbeitungsanlagen oder Maschinenorientierte Programmierung gab es auch eher außergewöhnliche Lehrveranstaltungen wie Kybernetische Ästhetik.

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung stand dem Linzer Informatikstudium grundsätzlich positiv gegenüber. Es gab aber auch einzelne kritische Stimmen aus Wien. In einem Schreiben des Ministeriums vom 26. Februar 1971 heißt es zum Beispiel:

Im Zuge der Bearbeitung der Studienordnung für die Studienrichtung "Informatik" wurden verschiedene Bedenken gegen die Einrichtung dieses Studiengangs an der Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften geltend gemacht. Obwohl bekannt sei, dass dort das Studium der Informatik bereits mit den ersten Semestern eingerichtet ist, erscheint es fraglich, ob die Einrichtung des Informatik-Studiums an der do. Hochschule sinnvoll sei, wenn der Bedarf an Informatikern schon durch den in Wien einzurichtenden Lehrgang voll befriedigt werden kann. Es wäre nach dieser Auffassung daher zweckmäßig, die Einrichtung des Wiener Lehrganges abzuwarten. Dafür spräche, dass durch die Studienrichtungen "Technische Mathematik" und "Nachrichtentechnik" ohnehin schon für eine den Bedürfnissen des Computerzeitalters entsprechende Ausbildung gesorgt wird, sodaß durch die Studienrichtung "Informatik" kaum mehr ein zusätzliches Bildungspotential erschlossen werden könne.

Studienplan 1973

Dies war der erste offizielle Studienplan, mit dem das Studium der Informatik in Linz rückwirkend per 30.6.1971 eingerichtet wurde. Er war stärker auf Anwendungen ausgerichtet als andere Informatik-Studienpläne im deutschen Raum, hatte aber auch einen hohen Anteil an mathematisch-naturwissenschaftlichen Inhalten (im 1. Studienabschnitt 17 Sst Algebra, 12 Sst Analysis, 6 Sst Statistik, 8 Sst Physik). Softwareentwicklung nahm einen relativ geringen Raum ein (im 1. Studienabschnitt 12 Sst), Hardwareentwicklung oder Rechnerarchitektur kamen überhaupt nicht vor. Neben Programmierung wurden u.a. Betriebssysteme, Datenorganisation, Formale Sprachen und Algorithmen, Softwareentwurf und Betriebliche Datenverarbeitung unterrichtet. Im 2. Studienabschnitt waren 10 Sst Seminare vorgesehen.

Studienplan 1980

Im Studienplan 1980 wurde eine grundlegende elektrotechnische Ausbildung sowie Rechnerarchitekturen eingeführt. Der Softwareentwicklung wurde zu Lasten der Mathematik mehr Gewicht eingeräumt (im 1. Studienabschnitt 3 Vorlesungen mit Übungen, 3 verpflichtende Praktika). Erstmals gab es auch zwei eigene Algorithmen-Vorlesungen sowie 6 Sst Wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen. Im 2. Studienabschnitt wurde durch 22 Sst Wahlfächer breiter Raum für eine persönlichen Interessen entsprechende Vertiefung ermöglicht.

Studienplan 1987

Der Studienplan 1987 unterschied sich kaum von seinem Vorgänger. Es wurden kleine Bereinigungen und stundenmäßige Verschiebungen zwischen einzelnen Fächern vorgenommen, die vor allem auch durch Neuberufungen motiviert waren.

Studienplan 1989

Im Studienplan 1989 wurde wieder stärkeres Gewicht auf die Mathematik gelegt (25 Sst im 1. Studienabschnitt). Das Studium gliederte sich nach dem im deutschen Sprachraum üblichen Schema in Theoretische, Technische, Praktische und Angewandte Informatik. Den Wahlfächern im 2. Studienabschnitt wurden mit 33 Sst noch mehr Platz als bisher eingeräumt.

Studienplan 1993

Obwohl die Struktur des Studienplans 1993 nur wenig von der Struktur seines Vorgängers abwich, wurden zahlreiche neue Lehrveranstaltungen wie Theoretische Informatik, Nachrichtentechnik, Objektorientierte Programmierung, Informationssysteme, Computergrafik, Parallele Rechner oder Echtzeitsysteme eingeführt. Fachenglisch und Ethik in Naturwissenschaft und Technik wurden zu Pflichtlehrveranstaltungen. Im Rahmen der Wahlfächer waren 34 Sst gebundene und 15 Sst freie Wahlfächer zu absolvieren. Insgesamt umfasste der Studienplan 192 Sst Lehrveranstaltungen.

Studienplan 1999

Im Studienplan 1999 wurde eine neue Fächereinteilung vorgenommen. Mathematik und Formale Grundlagen der Informatik wurden getrennt, Praktische Informatik wurde in Softwareentwicklung umbenannt und Angewandte Informatik in Ausgewählte Informatikgebiete. Die Programmierausbildung wurde im 1. Studienabschnitt zugunsten neuer Lehrveranstaltungen von 27 Sst auf 20 Sst reduziert. Neue Lehrveranstaltungen wie Telemedia, Hardwareentwurf, Netzwerke und Verteilte Systeme, Embedded Systems, Präsentations- und Arbeitstechnik, Projektorganisation und Ethik wurden eingeführt. Die Namen vieler Lehrveranstaltungen im 1. Studienabschnitt wurden generisch (z.B. Formale Grundlagen I-III), um mehr Freiheit in den Inhalten zu erlangen. Im 2. Studienabschnitt wurde eine sogenannte Projektorientierte Wahlfachgruppe (17 Sst) eingeführt, die von den einzelnen Instituten nach ihren Schwerpunkten jährlich neu definiert werden konnte. Günstig erwies sich die Einführung der Lehrveranstaltungskategorie "Spezielle Kapitel aus …" mit wechselnden Untertiteln, die es ermöglichte, aktuelle Themen oder Gastvorlesungen ohne Änderung des Studienplans rasch zu implementieren. Der Gesamtstundenumfang sank auf 183 Sst.

Bakkalaureats- und Magisterstudium Informatik 2002

Die Bologna-Erklärung der europäischen Bildungsminister (1999) sah vor, dass alle europäischen Studien mittelfristig in Bachelor- und Masterstudien umgewandelt werden sollten. Die Linzer Informatik war die erste Studienrichtung der JKU, die mit ihrem Studienplan 2002 diesem Schema folgte. An Stelle von 2 Studienabschnitten (4+6 Semester) gab es nun ein 6-semestriges Bakkalaureatsstudium und ein 4-semesteriges Magisterstudium. Um diese neue Struktur rasch umsetzen zu können, wurden die Pflichtfächer des bisherigen 2. Studienabschnitts zu einer Gruppe Vertiefender Wahlfächer (50 Sst) zusammengefasst, von denen 30 Sst nach Wahl der Studierenden im Bakkalaureatsstudium und die restlichen 20 Sst im Magisterstudium zu absolvieren waren. Abgesehen von dieser strukturellen Änderung wurden die Inhalte des Studienplans 1999 weitgehend beibehalten.

Bachelorstudium Informatik und Masterstudien im Bereich der Informatik 2007

Nach 5 Jahren Erfahrung mit dem Bachelor/Master-System und auf Grund von Neuberufungen war 2007 eine Überarbeitung des Informatik-Studienplans nötig. Die unscharfe Grenze quer durch die Vertiefenden Wahlfächer wurde beseitigt. Der Bachelorstudienplan enthielt nun die für die Grundausbildung in Informatik unbedingt nötigen Fächer, während der Masterstudienplan auf eine wissenschaftliche Vertiefung in unterschiedlichen Gebieten abzielte. Zusätzlich zum Masterstudium Informatik gab es nun auch das vollständig auf Englisch abgehaltene Masterstudium Pervasive Computing (das den neuen Exzellenzschwerpunkt der Informatik reflektierte) sowie die Masterstudien Software Engineering und Netzwerke und Sicherheit. Alle diese Masterstudien waren nach einem einheitlichen Schema aufgebaut, das aus einem Kernfach (25 Sst), einem Nebenfach (12 Sst), und einem Wahlfach (12 Sst) bestand. Die modulare Struktur sollte es vereinfachen, zukünftig neue Masterstudien nach diesem Schema zu integrieren. Der Gesamtstundenumfang des Bachelor- und des Masterstudiums sank auf 175 Sst, was ein zügiges Abschließen des Studiums in 10 Semestern erleichtern sollte.

Bachelorstudium Informatik und Masterstudium Computer Science 2013

Auf Grund von Neuberufungen und aktuellen Entwicklungen in der Informatik wurde eine Überarbeitung der Studienpläne nötig. Im Bachelorstudium wurden neue Lehrveranstaltungen über Logik, Diskrete Strukturen und Digitale Signalverarbeitung eingeführt. Die bisherigen vier Masterstudien wurden wieder zu einem einzigen Masterstudium Computer Science zusammengelegt, das dafür nun zur Gänze auf Englisch angeboten wurde. Es wies 5 Schwerpunkte (Major Subjects) auf (Computational Engineering, Intelligent Information Systems, Networks and Security, Pervasive Computing, Software Engineering) und bot Studierenden insgesamt mehr Flexibilität. Die offiziellen Studienpläne der JKU beschrieben ab 2013 nur noch die Grobstruktur der Studien ohne die einzelnen Pflicht- und Wahlvorlesungen, weshalb die Informatik eigene "Studienführer" herausgab, in denen sich diese Informationen fanden.

Bachelorstudium Informatik und Masterstudium Computer Science 2018

Im Bachelorstudium wurde die Vorlesung Bioinformatik durch Introduction to Machine Learning ersetzt. Im Masterstudium wurde ein sechster Schwerpunkt Data Science eingeführt, der zusammen mit den Fachbereichen Statistik und Wirtschaftsinformatik angeboten wurde. In den Folgejahren gab es fast jährlich kleine Anpassungen in den Studienplänen, die jedoch die Struktur und die Inhalte der Studien nicht abänderten.

Studienkommission Informatik

Periode Vorsitz
1969 - 1971 Miloš Lánský
1971 - 1973 Arno Schulz
1973 - 1980 Ernst R. Reichl
1981 - 1982 Peter Rechenberg
1983 - 1990 Ernst R. Reichl
1991 - 1994 Jörg R. Mühlbacher
1994 - 1998 Roland Wagner
1998 - 2000 Jörg R. Mühlbacher
2000 - 2001 Gerti Kappel
2001 - 2002 Jörg R. Mühlbacher
2002 - 2014 Hanspeter Mössenböck
2014 - 2015 Armin Biere
2015 - 2025 Hanspeter Mössenböck

Wirtschaftinformatik

Die Linzer Informatik war bereits 1966 von ihrem Gründer Prof. Adolf Adam als Angewandte Informatik konzipiert. Eine Kombination mit betriebswirtschaftlichen Aspekten lag auf der Hand. Der 1969 von Prof. Peter Mertens an der Linzer Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlichen Fakultät eingerichtete Lehrstuhl für Fertigungswirtschaft und Betriebliche Systemforschung war der erste betriebswirtschaftliche Lehrstuhl im deutschen Sprachraum mit Ausrichtung auf Datenverarbeitung. 1970 wurde Prof. Lutz J. Heinrich und 1973 Prof. Ernst R. Reichl berufen, die zusammen 1975 den interfakultären Studienversuch Betriebs- und Verwaltungsinformatik (9 Semester) ins Leben riefen. Unter Federführung von Prof. Heinrich wurde daraus 1985 das ordentliche Studium der Wirtschaftsinformatik, das an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eingerichtet wurde. Dieses Studium hatte von Anfang an einen interfakultären Charakter, d.h. die Informatik-Institute waren vor allem anfangs stark in die Lehre der Wirtschaftsinformatik eingebunden.

Heute gibt es im Bereich der Wirtschaftsinformatik vier Institute: Communication Engineering (Prof. Christian Stary), Data & Knowledge Engineering (Prof. Michael Schrefl), Information Engineering (Prof. Barbara Krumay) und Software Engineering (Prof. Manuel Wimmer).

2008 wurde das bis dahin 9 Semester umfassende Diplomstudium Wirtschaftsinformatik in ein Bachelorstudium (6 Semester) und ein Masterstudium (4 Semester) umgewandelt.

Artificial Intelligence

Mit der Berufung von Prof. Widmer und Prof. Hochreiter wurde Artificial Intelligence und Machine Learning zu einem immer stärkeren Fokus an der JKU. Obwohl diese Gebiete im Informatik- und Bioinformatikstudium abgebildet waren, legte es ihre zunehmende Wichtigkeit nahe, ein eigenständiges Studium dafür vorzusehen. So wurde 2019 ein Bachelor- und Masterstudium Artificial Intelligence eingerichtet - weltweit eines der ersten seiner Art.

Beide Studien werden auf Englisch angeboten und finden regen Zuspruch. Das Bachelorstudium hatte auf Anhieb mehr als 270 Studienanfänger, das Masterstudium mehr als 150. In den Folgejahren explodierten diese Zahlen geradezu, so dass Artificial Intelligence bald zur größten Studienrichtung der TNF wurde. Das Masterstudium untergliedert sich in die Spezialisierungsrichtungen Robotics and Autonomous Systems, Embedded Intelligence and Signal Processing, Symbolic AI and Mathematical Foundations sowie AI and Life Sciences. Beide AI-Studien werden zum großen Teil mittels Distance Learning angeboten, wodurch auch Wien als zweiter Studienort bedient werden kann. Mit den AI-Studien wurde auch das kurz zuvor errichtete LIT AI Lab maßgeblich ausgebaut.

Lehramt Informatik und Informatikmanagement

Die Informatik der JKU kooperierte bereits seit 1979 mit dem Pädagogischen Institut des Bundes in O.Ö. (PI) bei der Ausbildung für die AHS-Lehrkräfte für Informatik. Es wurden Schulungen aus Grundlagen der Informatik durchgeführt und ein Curriculum für AHS-Lehrer*innen entwickelt, welches in der Übergangsphase bis zum offiziellen Start des Lehramtsstudiums als Unterrichtsberechtigung galt.

2002 wurde an der JKU ein 9-semesteriges Lehramtsstudium Informatik und Informatikmanagement eingerichtet, das zunächst mit dem akademischen Grad Magister der Naturwissenschaften (Mag. rer. nat.) abschloss. 2017 wurde es in ein 8-semestriges Bachelorstudium und ein 4-semestrigens Masterstudium aufgespalten und verlieh ab dann die akademischen Grade Bachelor of Education (BEd) und Master of Education (MEd). Wie alle Lehramtsstudien muss auch das Informatik-Lehramtsstudium mit einem zweiten Unterrichtsfach (z.B. Mathematik, Chemie oder Physik) kombiniert werden und berechtigt zum Unterricht an Allgemeinbildenden Höheren Schulen. Das Lehramtsstudium Informatik und Informatikmanagement wird an der JKU zusammen mit der Universität Salzburg und den Pädagogischen Hochschulen Linz und Salzburg durchgeführt.

2016 wurde die School of Education gegründet, die quer zu den Fakultäten die Didaktik-Ausbildung und -Forschung in den Lehramtsstudien, aber auch in der universitären Didaktik unterstützt.

Datentechnik

Zusammen mit dem Informatikstudium wurde 1969 in Linz auch das 5-semestrige Kurzstudium der Rechentechnik eingeführt (6 Hörer im 1. Studienjahr), das im Wesentlichen dem ersten Studienabschnitt des Informatikstudiums entsprach. 1979 wurde dieses Studium in das 5-semestrige Kurzstudium der Datentechnik umgewandelt, das bis Sommersemester 1997 lief. Den Absolventen dieses Studiums wurde der Titel Akademisch geprüfter Datentechniker verliehen. Viele Informatik-Studierende belegten Datentechnik als Zweitstudium. Das Kurzstudium der Datentechnik kann als Vorläufer des Bachelorstudiums Informatik gesehen werden. Der 1991 eingerichtete spezielle Zweig Informatiktrainer im Datentechnik-Studium war insbesondere für Lehrkräfte im Bereich Informatik konzipiert.

Anfänger- und Absolventenstatistik


Die folgenden Statistiken zeigen die Anfänger*innen und Absolvent*innen der Studienrichtung Informatik seit Einrichtung dieses Studiums. Bei den Anfänger*innen werden nur Erstzulassungen angezeigt, keine Zweitstudien oder Umsteiger aus anderen Studien. Bemerkenswert ist, dass trotz Einführung des Studiums Artificial Intelligence im Jahre 2019 die Zahl der Studienanfänger*innen der Informatik nicht abnahm.

Die Zahlen der Absolvent*innen im Masterstudium Computer Science sind wesentlich geringer als die Anfängerzahlen. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die Anfängerzahlen auch die Austauschstudierenden enthalten, die ihr Studium nicht an der JKU abschließen. Zum anderen sind auch immer mehr Studierende berufstätig (85% im Masterstudium) und schließen daher ihr Masterstudium oft aus Zeitgründen nicht ab (sogenannte "Job-Outs"). Das ist mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu sehen. Natürlich erhöht ein Studienabschluss die Karrieremöglichkeiten; andererseits ist die Informatik-Ausbildung dieser Job-Outs bereits so gut, dass Firmen sie auch ohne Abschluss von der JKU abwerben.

Rechner- und Programmierlabors


1967 begann Dr. Ernst R. Reichl (damals Manager bei IBM Österreich) mit der Planung des Rechenzentrums und verschaffte der Linzer Hochschule zu günstigen Konditionen eine IBM 1130 ( 64KB Hauptspeicher, 3.6 µs Speicherzugriffszeit, zuerst mit Lochstreifen-, dann mit Lochkartenleser). Eine der ersten Anwendungen war die Abwicklung der Inskriptionen mittels Lochkarten, wobei auch die Universität Salzburg mitbetreut wurde. Das Rechenzentrum war damals der Informatik zugeordnet. Formell wurde es von Prof. Derflinger geleitet, operativ von Dr. Jörg R. Mühlbacher. Der spätere Vizerektor und Wirtschaftsinformatik-Professor Friedrich Roithmayr arbeitete damals als Operator im Rechenzentrum. 1971 ging die Leitung des Rechenzentrums an Prof. Arno Schulz über. Als Dr. Jörg Mühlbacher 1973 einen Ruf als Professor an die Universität Dortmund erhielt, wurde Dr. Friedrich Roithmayr zum Betriebsleiter bestellt und 1974 Dr. Wilfried Maschtera zum Wissenschaftlichen Leiter. Ab 1988 war Dr. Friedrich Valach Leiter des Rechenzentrums, das inzwischen in "Zentraler Informatikdienst (ZID)" umbenannt wurde.

1974 wurde eine gebrauchte IBM 360/44 aus Wien erworben, die 1977 durch eine extra für die Informatik angeschaffte IBM 370/115 ersetzt wurde.

Informatik-Studierende arbeiteten damals mit Lochkarten. Insgesamt standen für die Programmierausbildung 6 Lochkartenstanzer zur Verfügung, die im Erdgeschoß des Juridikums standen und rund um die Uhr bis in die frühen Morgenstunden von Studierenden belegt waren. Die Lochkartenstapel wurden in eine Lade gelegt, aus der sie der Operator 1-2 mal pro Tag holte und in den Rechner einlas. Die Ergebnisse kamen am nächsten Tag als Ausdrucke auf Endlospapier zurück und wurden nach Namen der Studierenden in Fächer einsortiert. Editieren erfolgte durch Austauschen einzelner Lochkarten. Als Programmiersprachen wurden PL/I und Fortran benutzt.

Für Studierende in höheren Semestern gab es am Großrechner ein Time-Sharing-System, das man von einigen (sehr begehrten) Terminals aus benutzen konnte, die ausschließlich an den Instituten standen. Ende der 70er-Jahre war das McGill University System for Interactive Computing (Music) im Einsatz, Anfang der 80er-Jahre das Göteborg University Time-sharing System (GUTS).

1980 wurde das Mikroprozessor-Labor (MüLab) in Betrieb genommen, welches mit Intel 8080 und Zilog Z80 Prozessoren ausgerüstet war, mit denen man Sensoren, Anzeigen und Schrittmotoren ansteuern konnte. 1982 kam ein erster Lehr-Roboter für die Softwareentwicklung hinzu.

1984 kam das Ende der Lochkartenära. Es wurden etwa 20 Heimcomputer der Marke Philips P2000 angeschafft, die allerdings nur als Datenerfassungsterminals dienten und im Erdgeschoss des Keplergebäudes aufgestellt waren. Studierende schrieben ihre Programme auf diesen Geräten und speicherten sie auf Disketten, die sie dann zu einer Lesestation trugen und von dort mittels einer Standleitung zum Großrechner schickten. Am Stapelbetrieb änderte das nichts. Die Ergebnisse auf Endlospapier kamen nach wie vor nur 1-2 mal pro Tag zurück.

1987 wurde im Erdgeschoss des TNF-Turms ein Programmierlabor mit etwa 20 Personal-Computern der Marke Macintosh Plus eingerichtet (später ersetzt durch Macintosh II). Als Ausbildungssprache wurde nun Modula-2 verwendet, für das es einen effizienten Compiler der ETH Zürich gab, der auf Macintosh-Rechnern lief. Der Stapelbetrieb wurde somit durch interaktives Programmieren ersetzt.

1988 nahm das erste E-Learning Labor, welches aus mehreren BTX-Arbeitsstationen und einem zentralen Server bestand, den Betrieb auf. Als erster Pilotversuch wurde damit die Lehrveranstaltung Betriebssysteme mittels blended learning abgehalten.

1994 wurde das Programmierlabor auf IBM PCs mit 17"-Monitoren umgerüstet, die billiger waren als Macintosh-Rechner und kompatibel zu den nach und nach auftauchenden privaten Rechnern der Studierenden, die meist aus Kostengründen ebenfalls Windows PCs waren. Als Ausbildungssprache wurde Oberon-2 verwendet, das 1999 durch Java ersetzt wurde.

Ab dem Jahr 2000 wurde die Hardware des Programmierlabors nicht mehr erneuert. Immer mehr Studierende besaßen mittlerweile einen eigenen PC, später sogar Notebooks, so dass ein zentrales Programmierlabor überflüssig und schließlich ganz aufgelassen wurde. Nach wie vor gibt es aber kleinere Speziallabors für Netzwerk-Programmierung, Computergrafik oder Datenbank-Anwendungen.

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